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GESCHICHTE

16 Orte, eine Gemeinde

Wappen Gemeinde Kammerstein
Wappen

Wichtige Straßen prägten schon seit dem frühen Mittelalter die Geschichte Kammersteins. Verläuft heute die wichtige Ost-West-Verbindung A 6 (Paris - Saarbrücken - Nürnberg - Prag) und die Bundesstraße B 466 (Schwabach - Nördlingen - Ulm) durch das Gemeindegebiet, durchquerte im Mittelalter die Verbindung Nürnberg - Ulm - Burgund über den sog. Mildacher Steig die Gemeinde. Mehrere Hohlweg­bündel dieser Reichsstraße wurden in den letzten Jahren wieder entdeckt und sind in dem 1999 eröffneten Reichsstraßen- und Sagenwanderweg zu besichtigen.

Eine Station des Reichsstraßen- und Sagenwanderweges befasst sich auch mit der Burg Kammerstein. Die reichseigene Burg beherrschte den Ort und das Kammersteiner Land über einige Jahrhunderte und wurde u. a. zur Sicherung der Reichsstraßen errichtet. Das ansässige Reichs­ministerialen­geschlecht nannte sich, wie der spätere Ort, nach der Burg. Der Burgherr kam aus Schwabach und war der dortige Reichsministeriale. Im Jahre 1223 war der Bau der Burg soweit fortgeschritten, dass Ramung I. bereits in seine neue Kammersteiner Burg umgezogen war, da er nunmehr "Ritter ehemals von Schwabach" genannt wird. Mehrere Jahrhunderte verwaltete er Schwabach und das Kammersteiner Land von seiner Burg aus.

Sein Wappen findet sich heute im Wappen der Gemeinde Kammerstein wieder. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1235. Die Urkunde wird im oberösterreichischen Kloster Kremsmünster aufbewahrt.

Nachdem König Albrecht I. Kammerstein verpfändet hatte, ging der Besitz an die Burggrafen von Nürnberg über. Die Siedlung nahe der Burg wurde 1434 als recht stattlich mit "elf Gütern und einer Badestube" beschrieben.

Die Burg litt unter den kriegerischen Auseinandersetzungen. 1463 wurde der Sitz des Amtes Schwabach von Kammerstein nach Schwabach zurückverlegt. Die Burg verfiel zunehmend und wurde im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört, die Bevölkerung fast vollständig getötet oder vertrieben.

Die Burg Kammerstein diente als Steinbruch. In Schwabach angesiedelte Hugenotten nutzten die Steine zum Bau der "Franzosenkirche". Johann David Steingruber erbaute 1749 anstelle der alten Burgkapelle St. Georg in Kammerstein eine Kirche im typischen Markgrafenstil.

Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges bemühte sich der Ansbacher Markgraf Albrecht V., die in die Bevölkerung gerissenen Lücken durch auswärtige Zuziehende wieder aufzufüllen. Deswegen waren im Kammersteiner Kirchsprengel die ihres Glaubens wegens vertriebenen evangelischen Flüchtlinge aus Österreich (sogenannte Exulanten) höchst willkommen. Die Exulanten lassen sich heute noch im Stammbaum vieler Kammersteiner Familien finden. Die Gemeinde Kammerstein hat zur Erinnerung an die Exulanten am Dorfplatz ein Exulantendenkmal errichtet.

Zu den größeren Dörfern der Gemeinde Kammerstein zählt Barthelmesaurach. Es gehört zu den vier Siedlungen, die nach dem Flüsschen "Aurach" benannt sind. Später kam zur Unterscheidung der Name des Kirchenpatrons hinzu. Die St. Bartholomäuskirche aus dem 14. Jahrhundert erhielt 1705 und 1804 ihre heutige Gestalt. Seit 1749 überspannt eine Sandsteinbrücke die Aurach. Sie ersetzte die an dieser Stelle gelegene Furt der Straße Nürnberg-Ulm. In den letzten Jahrzehnten entstanden die Neubausiedlungen Lerchenbühl und Hasenwinkel.

Viele Siedlungen entstanden im Aurachtal. Franken gründeten Rudelsdorf, wie Funde bezeugen. Die Erbschenkstatt zum "Roten Ross" an der Straße durch das Tal geht auf das Jahr 1488 zurück. In der Hasenmühle und in Mildach wurden Mühlen betrieben.

Südwestlich von Mildach liegt die kleinste Ortschaft in der Gemeinde Haubenhof. Der Weiler ist benannt nach dem 1410 genannten Hofinhaber "Haubmair". Ein weiterer Ort, ebenso benannt nach einem Hofinhaber, ist Schattenhof, der 1340 erstmals erwähnt wurde.

Die Dörfer rings um Kammerstein sind überwiegend Rodungssiedlungen des 12. und 13. Jahrhunderts, worauf der Namensbestandteil -reuth hinweist. Neppersreuth am Fuß des Heidenbergs schließt unmittelbar an die Bebauung von Kammerstein an. Zu den „-reuth-Orten“ zählen Poppenreuth im Südwesten, Günzersreuth und Albersreuth im Westen sowie Waikersreuth und Putzenreuth im Norden des Kammersteiner Landes.

Nördlich der Autobahn liegt die Altgemeinde Volkersgau. Die Gemeinde Volkersgau entstand 1960 nach der Eingliederung des Ortes Unterreichenbach nach Schwabach. In karolingischer Zeit zählte das Gebiet zur Königsmark um Schwabach; die meisten Güter besaß das Kloster Heilsbronn.

Im Ortsteil Oberreichenbach wurden im 13. Jahrhundert sieben Höfe vom heutigen Schwabacher Stadtteil Unterreichenbach aus gegründet. Im quellenreichen Gebiet tragen die Friedrich- und die Alexander-Quelle Namen der Ansbacher Markgrafen. Die Quellen speisten den "Schönen Brunnen" auf dem Schwabacher Marktplatz und ab 1869 die erste zentrale Wasserversorgung der Stadt Schwabach.

Nach dem 2. Weltkrieg siedelten sich erneut in Kammerstein zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene an. Ein Siedlungsschwerpunkt war damals Haag. Eine wesentliche Veränderung des Gemeindegebiets erfuhr die Gemeinde Kammerstein durch die im Jahre 1971 eingeleitete Gebietsreform in Bayern. So schlossen sich die Orte Neppersreuth, Günzersreuth und Poppenreuth 1972 der Gemeinde Kammerstein an.

Nach einer Vielzahl von Bürgerversammlungen und Abstimmungen beschloss die Regierung von Mittelfranken 1978, die Gemeinde Kammerstein aus der bisherigen Gemeinde Barthelmesaurach, der Gemeinde Volkersgau und der Altgemeinde Kammerstein zusammen zu schließen. Die Gemeinde Kammerstein organisierte sich verwaltungsmäßig zusammen mit der Gemeinde Rohr in der Verwaltungsgemeinschaft Schwabachtal mit dem Verwaltungssitz in der kreisfreien Stadt Schwabach.

Aufgrund des Antrags der Gemeinde Kammerstein beschloss der Bayerische Landtag, die Verwaltungsgemeinschaft Schwabachtal zum 01.01.1998 aufzulösen. Das neue Rathaus der Gemeinde befindet sich seither im ehemaligen Wildmeisterhaus in Kammerstein.

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