Der Baum war eine Art Wahrzeichen des Heidenbergs. Generationen von Schulklassen haben ihn auf Ausflügen besucht. Doch 2019 hat ihn ein Sturm umgeworfen.
Seitdem stellt sich die Frage: Was wird aus der Rißmann-Fichte?
Am Dienstagabend hat der Gemeinderat Kammerstein darauf eine Antwort gegeben: eine Hochzeitsbarke, also eine besondere Sitzgelegenheit als Fotomotiv für Hochzeitsgesellschaften. Dies haben die Gemeinderäte im Grundsatz einstimmig beschlossen.
Umsetzen wird dieses Projekt der Spalter Holzkünstler Ulli Hallmeyer. „Mit ihm ist die Gemeinde Kammerstein vielfältig verbunden, unter anderem stammen die Waldmarkt-Eulen von ihm“, erklärte Bürgermeister Wolfram Göll. Der gewaltige Stamm der Rißmann-Fichte hat etwas über fünf Meter Länge und gut 80 Zentimeter Durchmesser.
Angesprochen wurde Hallmeyer noch von Gölls Vorgänger Walter Schnell. Die erste Initiative, die Rißmann-Fichte in einer würdigen Form zu erhalten, war vom Gemeinderat und Landtagsabgeordneten Volker Bauer ausgegangen. Der hatte zusammen mit Harry Peipp Anfang 2020 auch den Transport des Baums vom Heidenberg in den Kammersteiner Bauhof organisiert. Dort ist die Rißmann-Fichte seither zwischengelagert.
„Langsam brauchen wir aber eine Lösung“, erklärte Wolfram Göll. „Der Baumstamm wird mit den Jahren ja nicht besser.“ Wie die aussehen könnte, zeigte eine erste Skizze von Ulli Hallmeyer. „Auf die Idee mit der Hochzeitsbarke bin ich zufällig bei einer Hochzeit im Standesamt Nürnberg gekommen. Dort steht eine in Form einer venezianischen Gondel“, berichtete der Künstler.
Die Kammersteiner Barke aber soll einen Bezug zum Ort haben. Deshalb wird aus dem fünf Meter langen restlichen Stamm ein Bootskörper in Form der Sandsteinbrücke in Barthelmesaurach. Er soll Platz für zehn Personen bieten. In den Brückenbögen will Hallmeyer Motive wie das Rathaus oder die beiden Kirchen in Kammerstein und Barthelmesaurach einbauen. Die beiden Ränder sollen mit hölzernen Tabakblättern verziert werden, da Tabakanbau in der Gemeinde lange Tradition hat.
Volker Bauer regte zudem an, auch an Thomas Rißmann etwa mit einem Porträt zu erinnern. Der frühere Forstarbeiter (1857-1930) galt als „Hüter des Waldes“. „Das kann ich gerne machen“, betonte Ulli Hallmeyer. Details sollen in weiteren Gesprächen geklärt werden. Als Standort der transportablen Hochzeitsbarke ist ein überdachter Bereich bei der Außenbühne des Bürgerhauses angedacht.
Inzidenz über 1200, aber Hoffnung: Seit seinem Amtsantritt eröffnet Bürgermeister Wolfram Göll jede Gemeinderatssitzung mit einem aktuellen Überblick über die Corona-Lage in der Gemeinde. In der Sitzung Ende Januar stellte er folgende Zahlen vor: 37 positiv Getestete, das entspricht einer Inzidenz von 1233. „Das hört sich schlimm an, aber wir waren Ende November mit 51 Infizierten und einer Inzidenz von 1700 deutlich höher“, so Göll. „Die Werte schwanken jeden Tag sehr stark.“
Im Rathaus gab es im Januar einen positiven Fall, die Person ist aber wieder gesund und hat niemanden in der Verwaltung angesteckt. In der gemeindlichen Kita ist momentan eine Gruppe in Quarantäne. Für den „Tag der offenen Tür“ galt die 2G-plus-Regel. In der Grundschule war zuletzt eine Klasse in Quarantäne. „Die Lage hat sich mittlerweile beruhigt. Alle Klassen sind wieder im Präsenzunterricht“, berichtete Göll.
Die Belegung von Kliniken und Intensivstationen durch Corona-Patienten sei derzeit trotz der hohen Infektionszahl überschaubar. Der Bürgermeister hofft, dass die Omikron-Variante wegen der meist leichteren Krankheitsverläufe zum Wendepunkt der Pandemie wird: „Alle Einschränkungen der Grundrechte wurden von Anfang an mit der Funktionstüchtigkeit des Gesundheitswesens begründet. Wenn das Gesundheitswesen aber nicht mehr gefährdet ist, entfällt logischerweise die Begründung für die Einschränkungen“, so Wolfram Göll. Die Corona-Entwicklung im Februar werde hier vermutlich wichtige Erkenntnisse bringen.
Nur wenige Raser in Haag: Ein etwas überraschendes Ergebnis haben Tempomessungen der Polizei in Haag und Schattenhof gebracht: An der B 466 in Haag wurden vom 14. bis 17. Dezember genau 23.566 Fahrzeuge kontrolliert. Zu schnell waren nur 40, also lediglich 0,17 Prozent. Bei zwei Messungen in Schattenhof (Tempo 30) dagegen lag der Prozentsatz wesentlich höher, nämlich bei 4,9 und 7,0 Prozent. Zum Vergleich: Als langfristigen Erfahrungs-Durchschnittswert nennt die Polizei 2,5 Prozent. Bürgermeister Wolfram Göll interpretierte im Gemeinderat die Zahlen so: „Natürlich ist die Verkehrsbelastung in Haag sehr hoch. Aber 99,83 Prozent fahren anständig. Wir haben im Verhältnis eher in Schattenhof ein Tempo-Problem als in Haag.“
20 mal bessere Kehrmaschine: Für eine kleine Gemeinde wie Kammerstein sind rund 100.000 Euro viel Geld. Entsprechend viel Zeit nahm sich der Gemeinderat für die Beratung über den Kauf einer Kehrmaschine, die ein altes Multifunktionsgerät ersetzen soll. Der Bauhof hat über mehrere Wochen drei Modelle probegefahren und eine Bewertungs-Tabelle erstellt. Ergebnis: Eine separate Kehrmaschine wird angeschafft. Ob eine gebrauchte Maschine für 101.156 Euro gekauft wird, hängt davon ab, es eine zweijährige Vollgarantie gibt. Das wird die Verwaltung noch klären. Andernfalls soll eine neue Maschine für 107.555 Euro gekauft werden. Für Bauhofleiter Richard Heubeck, der mehrere Modelle getestet hat, ist eines aber in jedem Fall klar: „Alle sind super und 20 mal besser als die alte.“
Telefonanlage hat gestreikt: In der zweiten Kalenderwoche des Jahres 2022 war das Kammersteiner Rathaus telefonisch nicht erreichbar. „Dafür möchte ich mich entschuldigen, auch wenn es nicht unsere Schuld war“, erklärte Bürgermeister Wolfram Göll im Gemeinderat. Die übrigen Kommunkationswege – Mail, Brief, persönlicher Kontakt – waren aber ununterbrochen möglich. Grund für den Telefon- und Fax-Ausfall waren unerwartete technische Probleme beim Wechsel des Telefonanbieters. Die sind inzwischen aber gelöst. Mittlerweile telefonieren Rathaus, Kita und Bauhof mit „Voice over IP“ statt ISDN. Es stehen acht statt bisher vier Leitungen zur Verfügung. Zudem wurde eine Bandansage installiert, wenn die Telefonzentrale besetzt ist. Damit sollten die etwas trostlosen Netz-Ansagen „Der Teilnehmer ist nicht erreichbar“ erledigt sein.
Günther Wilhelm (ST) / wog