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Kanalsystem

Kanalsystem
Kammerstein baut Kanalsystem um
Große Menge Oberflächenwasser wird zum Problem – Auch Kläranlage Poppenreuth muss umgebaut werden

Manchmal entdeckt man erst durch die Lösung eines Problems eine andere Schwierigkeit. So auch im Kammersteiner Ortsteil Barthelmesaurach. Dort wurde die veraltete Kläranlage in den vergangenen Jahren zum Pumpwerk umgebaut, um das Abwasser von Bewohnern und Betrieben über den Aurachtalsammler ins moderne Rother Klärwerk abzuleiten.

Doch nun hat sich gezeigt: Es fließt zu viel Wasser durchs neue System, Oberflächen- und Fremdwasser. Und das kostet richtig viel Geld.

Denn für die Reinigung ihres Abwassers in Roth müssen die Bürger aus Barthelmesaurach – sowie aus Albersreuth, Günzersreuth, Hasenmühle, Mildach und Rudelsdorf – inzwischen 5,12 Euro pro Kubikmeter bezahlen. In einem Jahr sind zuletzt rund 180.000 Kubikmeter Abwasser durch die neue Messstelle geflossen. Dabei haben die Anwohner nur 60.000 Kubikmeter Frischwasser verwendet.

„Berichte, nach denen die Anschlussnehmer dieses Fremdwasser zahlen müssen, sind falsch!“, betont Bürgermeister Wolfram Göll. „Alle Anschlussnehmer zahlen nur das, was sie tatsächlich verbraucht haben. Und keinen Liter mehr!“  Der Abwasser-Verbrauch jedes einzelnen Anschlussnehmers errechnet sich – wie immer – nach dem individuellen Frischwasser-Verbrauch minus Gartenwasser-Verbrauch. Die große Masse Fremd- und Oberflächenwasser muss allerdings die Gemeinde zahlen, und damit gewissermaßen alle Bürger gleichermaßen.

Um das künftig zu verhindern, hat sich die Gemeinde Kammerstein mit dem Ingenieurbüro Steinbauer aus Georgensgmünd auf die Suche nach dem Ursprung des Fremdwassers gemacht. Eine Quelle auf einem Privatgrundstück wurde bereits abgedichtet. Ein weiteres Problem wurde ebenfalls ausgemacht: Über die Hänge südlich des Orts und einen alten Regenwasserkanal bei der Nördlinger Straße fließt viel Regen vom „Kapsberg“ in den Mischwasserkanal.

Die Lösung: Ein neuer Regenwasserkanal, der dann auch nicht mehr auf Privatgrund und unter Gebäuden hindurch verläuft, soll möglichst viel Wasser direkt in die nahe Aurach ableiten. Dieser ist entlang der Nördlinger Straße und dann schräg gegenüber der Grundschule als rund 60 Meter langer offener Graben zur Aurach geplant – übrigens auf dem Gemeinde-Grundstück, auf dem derzeit die Schulcontainer stehen. Kosten wird das rund 550.000 Euro. Weil die Nördlinger Straße 2026 im Rahmen der Dorferneuerung ohnehin neu gemacht wird, könnte es etwas billiger werden.

Mehr als die Hälfte wird durch Förderungen abgedeckt. Doch auch dann bleibt ein sechsstelliger Betrag für die Gemeinde Kammerstein. Keine kleine Summe, daher forderten Frank Bongartz und andere Mitglieder des Gemeinderats vehement eine Kosten-Nutzen-Analyse. Genaue Zahlen, wie viel Regenwasser durch den neuen Kanal aus dem Abwassersystem eliminiert wird, gibt es allerdings nicht. Angesichts jährlicher Fremdwasser-Kosten von 600.000 Euro sei es aber gut möglich, dass der Kanal sich nach wenigen Jahren amortisiert habe, so eine ganz grobe Schätzung von Bürgermeister Wolfram Göll.

Das mit 14:3 Stimmen angenommene Projekt in Barthelmesaurach wird allerdings nicht die einzige Kanalbaustelle im kommenden Jahr. In sehr unmissverständlichem Ton, so Göll, habe das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Nürnberg mitgeteilt, dass das Wasserrecht für die veraltete Kläranlage in Poppenreuth nicht mehr verlängert werde und Ende 2025 auslaufe – ebenso wie das Wasserrecht für die Kläranlage Haag, deren Umbau mit Ableitung in Richtung Schwabach schon länger vorbereitet wird. Das Abwasser vom Autohof Schwabach-West fließt seit 2024 bereits in die Kläranlage Schwabach.

Bleibt die Kläranlage Poppenreuth mangels Alternative nach 2025 immer noch in Betrieb, drohen der Gemeinde hohe Strafzahlungen. Wie schon in Barthelmesaurach soll das Abwasser auch von hier künftig über den Aurachtalsammler nach Roth abgeleitet werden. Nun ist der Zeitdruck groß, denn der komplette Umbau muss bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Seit Ende Dezember 2024 steht nun die finale Planung fest, alle Förderanträge gemäß „RZWas“ wurden rechtzeitig beim WWA gestellt.

Auf etwa 2,9 Millionen Euro schätzt Planer Andreas Lippert die Kosten für den Umbau der Kläranlage Poppenreuth und den Anschluss an den Aurachtalsammler. Wohl um die 350.000 Euro davon könnte es als Förderung geben. Weil die Abwasserbeseitigung eine kostenrechnende Einrichtung ist, wird die Summe auf die angeschlossenen Haushalte in der Abwasser-Anlage Kammerstein umgelegt, ebenso wie der Umbau der Kläranlage Haag.

Ob dem Wasserwirtschaftsamt klar sei, dass dies für eine kleine Gemeinde vielleicht nicht leistbar sei, lautete Kritik im Gemeinderat. „Die Kläranlage Poppenreuth ist wegen des neuen Baugebiets und der neuen Schule an der Grenze der Belastung“, gab Wolfram Göll die Begründung des WWA wieder. Zudem sei die Geduld des Wasserwirtschaftsamts bei den Kläranlagen Haag und Poppenreuth in den vergangenen 15 Jahren schon sehr stark strapaziert worden. Das WWA sei damals mehrfach immer wieder vertröstet worden. Eine Mehrheit (14:2) stimmte letztlich dafür, die entsprechenden Pläne und Förderanträge für Poppenreuth vorzubereiten.

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