Schriftgröße anpassen

Gewässer-Nachbarschaftstag in Kammerstein

Gewässer-Nachbarschaftstag in Kammerstein
Mit kleinen Maßnahmen Großes bewirken
Gewässer-Nachbarschaftstag in Kammerstein

Die bayerischen Fließgewässer unterliegen einer verwaltungsrechtlichen Einordnung, aus der folgt, wer Unterhalt und Ausbau der Flüsse und Bäche finanzieren muss. So ist die Volkach ein Gewässer dritter Ordnung, für das die Gemeinde Kammerstein zuständig ist.

Sie mündet bei Unterreichenbach in die Schwabach, die ein Gewässer zweiter Ordnung darstellt. Dafür ist der Freistaat Bayern zuständig. Die Schwabach fließt zwischen Limbach und Katzwang in die Rednitz, um die sich als Gewässer erster Ordnung wiederum der Freistaat kümmert. Wenn also die großen Flüsse Bayerns in gutem Zustand sein sollen, müssen zuerst alle Bäche ökologisch aufgewertet werden. 

Um hier entsprechende Konzepte auf den Weg zu bringen oder zu unterstützen, hat in Kammerstein der „Gewässer-Nachbarschaftstag“ für die Gemeinden des Landkreises Roth und die Stadt Schwabach stattgefunden. Das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg (WWA) will den Kommunen damit helfen, wasserbauliche Maßnahmen umzusetzen, die kleinen Bäche und Gewässer widerstandsfähiger gegen Klimawandeleffekte wie Trockenheit, Überschwemmungen und Erwärmung machen. Zugleich soll die Artenvielfalt verbessert und mehr Wasser in der Fläche gehalten werden. Im Mittelpunkt standen vor allem die Gewässer dritter Ordnung, also die kleineren Bäche, die den Gemeinden obliegen.

Der Erste Bürgermeister der Gemeinde Kammerstein, Wolfram Göll, skizzierte die wasserwirtschaftlichen Projekte seiner Gemeinde. Ganz oben stehe dabei die sehr teure, aber unumgängliche Ersetzung der Kläranlagen in Barthelmesaurach, Haag und Poppenreuth durch Pumpwerke, die das Schmutzwasser in die Großkläranlagen nach Schwabach und Roth befördern. Allein das schlage in Summe mit über acht Millionen Euro zu Buche, die die Gemeinde den Anschlussnehmern in Rechnung stellen müsse.
Wie Wolfram Göll ausführte, baue die Gemeinde derzeit in Barthelmesaurach ein Kanalsystem, das große Mengen Oberflächenwasser von der Schmutzwasser-Kanalisation fernhalten und direkt in die Aurach leiten solle. Ein weiteres Projekt der Flurneuordnung im Bereich Friedhof wiederum solle Barthelmesaurach vor Überschwemmungen schützen und Starkregen um das Dorf herum ableiten, wiederum direkt in die Aurach.

„Wege zu ökologisch wertvollen und klimaangepassten Bächen“, war die Tagung im Kammersteiner Bürgerhaus überschrieben. Hauptbotschaft des WWA war, dass auch mit kleinen Maßnahmen gute Erfolge erzielt werden können. Sie seien im Rahmen des jährlichen Gewässerunterhalts mit relativ geringem finanziellem Einsatz und ohne wasserrechtliche Genehmigung zu bewerkstelligen, hieß es. Dafür gibt es je nach Art der Maßnahme teils erhebliche Förderungen vom WWA, also vom Freistaat.
Dazu gehören die Schaffung natürlicher Gewässerverläufe, die Anlage naturnaher Uferzonen samt Beschattung sowie eine Wiederherstellung der Durchgängigkeit, um Wanderhindernisse für Fische und andere Lebewesen zu beseitigen. „All dies trägt zur Förderung der biologischen Vielfalt, zur strukturellen Verbesserung der Gewässer und zur Erhöhung der Selbstreinigungskraft von Bächen bei“, betonte Flussmeister Gunther Haas vom WWA. Das Einbringen von Totholz oder größerer Steine verbessere ferner die eigendynamischen Prozesse im Gewässer, so dass Ablagerungen und Auswaschungen entstehen.

Während der Tagung gab der Rohrer Erste Bürgermeister Felix Fröhlich zu bedenken, dass die Nitrat- und Phosphatbelastung der Fließgewässer in seiner Gemeinde eigentlich zurückgegangen sein müsste. „Nach Auflösung der Kläranlagen in Kottensdorf und Regelsbach ist die Schmutzfracht geringer, die Werte aus der Wasserrahmenrichtlinie aber sind gleichgeblieben“, gab er zu bedenken und forderte mehr Messstellen zur Kontrolle. Denn weiter hohe Nitrat- und Phosphateinträge könnten eine Folge landwirtschaftlicher Düngung sein.

„Die Landwirte aber sagen, dass sie nach der Düngemittelverordnung in den roten Gebieten weniger düngen, und die Messstellen zur Überprüfung viel zu weit auseinanderliegen“, schilderte Fröhlich die Argumentation der Bauernschaft. Renate Brunner vom Amt für Landwirtschaft in Roth (AELF) widersprach dieser Darstellung. „Nitrat und Phosphat können auch andere Ursachen haben. Seit mindestens zehn Jahren düngen die Bauern nachweisbar immer weniger“, erklärte die Landwirtschaftsdirektorin. So gehe beispielsweise die Menge des eingesetzten Mineraldüngers seit 2017 insgesamt zurück.

Bei einer Exkursion an die Volkach zwischen Volkersgau und Oberreichenbach stellten die Fachleute und die Gemeindevertreter aus dem gesamten Landkreis fest, dass der Bach einen mäßig bis deutlich veränderten Zustand aufweist. Überschaubare bauliche Veränderungen könnten den Schwabach-Zufluss in einen besseren Zustand versetzen, hieß es. Das WWA hatte der Gemeinde vorab mehrere Maßnahmen vorgeschlagen.
Etwa die Beseitigung eines nicht mehr genutzten Überwegs, die Anpassung eines Rohrdurchflusses hin zu mehr Struktur und tieferer Sohle sowie der Ersatz eines etwa 40 Zentimeter hohen „Absturzes“ durch eine „Rauhe Rampe“ wurden diskutiert. Diese könnte den abrupten Höhenunterschied durch eine flache, mit Steinen angelegte Schräge ersetzen, die das Wasser sanft abfließen lässt. Eine solche „Rauhe Rampe“ könnten auch Fische und andere Tiere passieren – im Gegensatz zu dem bisherigen „Absturz“.
Solche kleineren Arbeiten sind im Rahmen des jährlichen Gewässerunterhalts möglich – ohne große Planung und Genehmigung, dafür mit Förderung durch das WWA. „Ein echter Mehrwert für uns ist insbesondere der direkte Austausch mit anderen Kommunen und Fachbehörden – nach dem Motto: Wie macht Ihr das, wie finanziert Ihr das?“, resümierte Kammersteins Gemeindeoberhaupt Wolfram Göll.

Schnell gefunden

Gemeinde Kammerstein