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Endgültig Strom-Exporteur

Endgültig Strom-Exporteur
Zweite Freiflächen-PV-Anlage der Gemeinde
Endgültig Strom-Exporteur

Bei Volkersgau ist Anfang Mai die zweite Freiflächen-Photovoltaikanlage in der Gemeinde Kammerstein offiziell eröffnet worden. Spätestens jetzt ist die Gemeinde Netto-Strom-Exporteur.

Die Zahlen: Auf einer Fläche von 2,5 Hektar – relativ klein für eine Freiflächen-Anlage – produzieren rund 6000 Module eine Leistung von maximal 2540 Kilowatt, in der Summe jedes Jahr etwa 2,7 Millionen Kilowattstunden Strom.

Das reicht rechnerisch, um 800 Vier-Personen-Haushalte zu versorgen. Technisch betrachtet ist die Anlage bereits seit Januar am Netz. Insgesamt 30 Kilometer Kabel innerhalb der Anlage bringen den Strom zum großen Trafo beim Zaun, von dort wird er ins Netz der N-Ergie eingespeist. Der Einspeisepunkt liegt praktischerweise keine 20 Meter von der Grundstücksgrenze entfernt, die Mittelspannungs-Leitung verläuft direkt üebr das Grundstück.

Gebaut wurde die Anlage auf einem zuvor landwirtschaftlich genutzten Grundstück zwischen Volkersgau (Kammerstein) und Dechendorf (Rohr). Angesichts der Lage ist der Name zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Sie nennt sich offiziell nämlich „Kammerstein-Unterreichenbach“. Dabei liegt Unterreichenbach, das seit 1960 zu Schwabach gehört, eigentlich drei Dörfer entfernt. Doch die Gemarkung im ganzen Volkachtal trägt immer noch diesen Namen – ein Relikt aus der Zeit vor der Gebietsreform.

Wohl aus diesem Grund waren zu Eröffnung des Solarparks nicht nur Vertreter aus der Gemeinde Kammerstein nach Volkersgau gekommen, sondern auch Schwabachs Bürgermeister Emil Heinlein. „Lieber Emil, wir haben keinerlei Eroberungspläne gegenüber Unterreichenbach, Ihr Schwabacher müsst also keine Angst haben“, scherzte der Kammersteiner Bürgermeister Wolfram Göll.

Klar ist: Schwabach mag für die Umland-Gemeinden viel Infrastruktur zur Verfügung stellen, von den weiterführenden Schulen bis hin zu Hallen- und Freibad. Aber bei der Energieversorgung ist die Abhängigkeit umgekehrt. „Wenn die Energiewende gelingen soll, dann müssen die Landgemeinden vorangehen“, betonte Wolfram Göll. „Wir verstehen uns als Energiekommune und setzen das auch um.“

Kammerstein tut das. In der Gemeinde gibt es eine Biogasanlage, es gibt nach Albersreuth jetzt in Volkersgau eine zweite Freiflächen-PV-Anlage. Und in etwa einem Monat wird ein weiterer solcher Energiepark an der B466 an den Start gehen. Die kleine Gemeinde Kammerstein wird dann über 22 Hektar seiner Gemeindefläche für solche Freiflächen-Anlagen zur Verfügung gestellt haben. „Damit sind wir ganz weit vorne im Landkreis“, so ein stolzer Rathauschef Göll.

Bei aller Freude: Eine neue große PV-Anlage bedeutet natürlich immer einen klassischen Konflikt zwischen der Produktion von Nahrungsmitteln und der Produktion von erneuerbarer Energie, die Flächenkonkurrenz. Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine weiß man: Wir brauchen beides. Göll unterstrich auch, dass die Gemeinde keinen „Wildwuchs“ an Freiflächen-PV-Anlagen wolle, wie das vereinzelt im Gemeinderat befürchtet wurde: „Wir erstellen parallel zum Gemeindeentwicklungskonzept ein Energienutzungskonzept für die Gemeinde. Dann sehen wir weiter.“

Die Fläche bei Volkersgau war in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung nicht ganz einfach. Ein Gefälle von bis zu zehn Prozent machte den Maschineneinsatz zu einer Herausforderung. Auch beim Bau der PV-Anlage ist mal ein Bagger umgekippt. Klar ist: Die 2,5 Hektar werden vorerst der Nahrungsmittelproduktion entzogen, aber nicht auf alle Ewigkeit. Der Pachtvertrag läuft über 30 Jahre, dann wird zurückgebaut.

Gegen vereinzelte Kritik nahm Bürgermeister Wolfram Göll die Grundstückseigentümer in Schutz. „Ein Landwirt hat selbstverständlich das Recht, seine Flächen zu verpachten. So wie ein Landwirt sagt, hier baue ich Gerste oder Mais an, so sagt ein anderer, hier mache ich für eine gewisse Zeit Strom. Das ist eine freie unternehmerische Entscheidung.“

Bauherr ist die Nürnberger Firma Greenovative, ein Anbieter von „sauberen und wirtschaftlichen Energiekonzepten“, wie es auf der Firmen-homepage heißt. Markus Buortesch, einer der drei Geschäftsführer, war mit einem Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Eröffnung des Solarparks gekommen. Er lobte Kammerstein, dass sie mit Freiflächen-PV-Anlagen mutig vorangehe. „In Bayern haben das erst 15 Prozent der über 2000 Städte und Gemeinden getan.“

Während der Entwicklung der PV-Anlage war Andreas Ditzig, der stellvertretende Leiter der Projektentwicklung von Greenovative-Solarparks, der erste Ansprechpartner für die Gemeinde. Da hat es sicher nicht geschadet, dass er in Schwabach wohnt und in Kammerstein Fußball spielt. „Ich habe mich um das Projekt gerissen“, so Ditzig. Viele Nachfragen und vereinzelte Kritik, auch im Gemeinderat, nannte er „verständlich“. Am Ende habe sich aber eine große Mehrheit für das Vorhaben ausgesprochen.

Greenovative betreibt den Solarpark auf eigene Rechnung. Die Allgemeinheit profitiert davon in Form von Gewerbesteuer, die der Gemeinde anteilig zusteht. Greenovative wurde 2013 gegründet und hat rund 40 Mitarbeiter. Aktiv ist die Nürnberger Firma inzwischen in ganz Süddeutschland. In der Anfangszeit fokussierte man sich auf PV-Anlagen auf Privathäusern und Firmenimmobilien. Den Bau von Dachanlagen auf Einfamilienhäusern hat man inzwischen aufgegeben. Zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet die Firma mit der Entwicklung und Betrieb neuer Solarparks, etwa ein Drittel mit großen Aufdach-Anlagen auf Gewerbeimmobilien.

Robert Gerner (ST) / wog

Durchschneidung Band
Nachdem die Bürgermeister Wolfram Göll (Kammerstein, 2.v.r.) und Heinlein (Schwabach, l.), Greenovative-Geschäftsführer Markus Buortesch (2.v.l.) und MdL Volker Bauer (l.) das obligatorische Band durchschnitten hatten, konnten sich die Gäste im neuen Solarpark umsehen.

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